Wohl gestimmt!

Für eine Aufgabe meiner Poesietherapieausbildung hatte ich mir überlegt, in ein privates Tonstudio zu gehen und eine Geschichte aufzunehmen, die mir sehr am Herzen liegt. Alles, um meinem inneren Schreiber eine Stimme zu geben. Dazu fand ich noch ein Gedicht von mir und ein Lied von Norah Jones, was thematisch wunderbar passte. 

Als ich dann wirklich am Mikro stand mit den Kopfhörern auf, über die ich mich die ganze Zeit hörte, war ich so aufgeregt, dass mein Herz richtig gebrannt hat. Das hat sich auch die ganze Zeit, während ich dort war, nicht gelegt. Normaler Weise wird es besser, wenn ich vor einem Publikum stehe, aber das fiel ja in diesem Fall weg. Außerdem ist es beim Lesen einer eigenen, dazu tief gehenden Geschichte auch eine recht persönliche Sache - aber genau darum ging es ja. Ich las eine knappe Viertelstunde, es machte einen Riesenspaß. Mein innerer Schreiber jubilierte. Im Anschluss ging das Gedicht in einem Rutsch durch. Als Letztes war das Lied an der Reihe. Leider kam ich überhaupt nicht in die richtige Körperspannung, da das Lied auch nicht meiner eigentlichen Singstimmlage entspricht, habe ich nicht in die Spur gefunden. Außerdem hat mich der Hall, mit dem ich mich hörte, irritiert und die Tatsache, dass ich mich zum ersten Mal nicht mit dem Raumklang verbinden konnte. Da nützte alles wohlige Singen von vorher im entspannten Zustand nichts, denn nun wurde es mit jedem Mal nicht wirklich besser.

Erst ertappte ich meinen inneren Kritiker dabei, wie er "Karaoke-Niveau hinterste Ecke", "Wie gut, dass du das Lied aus Gema-Gründen sowieso nicht öffentlich präsentieren darfst" und Ähnliches auf mich abfeuerte, dann habe ich ihn jedoch in den Griff bekommen, indem ich mir wohlwollend die Hand gereicht habe. 

 

Es geht in diesem Blog darum, den Fokus auf das Schöne zu legen. In meiner Aufgabe ging es darum, den inneren Schreiber zu nähren und den Kritiker damit auszuschalten. Nachdem ich mich also ertappt hatte, in Gedanken nur auf meinem missglückten Lied rumzureiten, anstatt mir auf die Schulter zu klopfen für meine Idee des Vertonens, meine Geschichte und die Worte, die bis ins Mikro durch mich hindurchgeflossen sind, war ich sofort wieder ganz bei mir. 

Mit viel Herz, Verständnis und dem Gefühl der Dankbarkeit für diese besondere Erfarung, die alles bereithielt, was für mich zu lernen gerade dran war.

 

Der Geschichte mit dem Namen "Amy" werde ich auf der Webseite einen eigenen Platz einrichten.